Es ist uns allen bewusst, dass bei kleinen Kindern die Stoffwechselvorgänge anders sind als bei Erwachsenen. Daher erhalten Kinder oft weniger starke oder andere Medikamente als Erwachsene. Ähnlich ist es bei älteren Menschen. Medikamente wirken im Alter aufgrund von veränderten Stoffwechselvorgängen anders. Mit zunehmendem Alter nimmt insbesondere die Leistungsfähigkeit der Nieren und Leber ab. Deswegen sind für ältere Menschen (ähnlich wie für Kinder) nicht alle Medikamente geeignet oder es reicht eine kleinere Dosis.
Fallbeispiel – Medikamentenwirkung im Alter
Frau Dr. Brunner ist im Pflegeheim auf Visite. Herr Pfammatter hat eine Lungenentzündung. Da Herr Pfammatter bereits über 80 Jahre alt ist, überlegt Frau Dr. Brunner, welche Medikamente für Herrn Pfammatter geeignet sind und in welcher Dosis. Das heisst, Herr Pfammatter bekommt weniger und vielleicht andere Medikamente als jüngere Erwachsene mit einer Lungenentzündung.
Verschiedene Ziele von Medikamenten
Medikamente erfüllen unterschiedliche Zwecke. Der folgende Film (ohne Ton) gibt Ihnen eine Übersicht, welche Ziele eine medikamentöse Behandlung verfolgen kann.
Was lange währt
Häufig treten unerwünschte Arzneimittelwirkungen sofort oder nach ein paar Tagen auf. Sie können aber auch erst nach Jahren erstmalig erscheinen, weil die Bewohnerinnen älter werden und sich der Stoffwechsel verändert, oder weil die unerwünschte Arzneimittelwirkung sich langsam entwickelt. Ein langjährig eingenommenes Medikament ist also genau so verdächtig wie ein neu verordnetes. Die Aussage „der Bewohner nimmt das Medikament schon lange und verträgt es gut“ ist grundsätzlich keine Rechtfertigung für eine Fortsetzung der Einnahme.
Galenische Form
Die galenische Form definiert, wie ein Medikament verabreicht wird – zum Beispiel als Tropfen oder Tabletten.
Im Folgenden ist eine Checkliste von Fragen aufgeführt, die man sich bei der Definition der optimalen galenischen Form stellen muss:
Kann das Medikament geschluckt werden? Oder ist es zu gross? Gibt es alternative Formen wie Sprays, Tropfen, lingual Tabletten?
Kann die Bewohnerin/das Pflegepersonal sich an den Einnahmezeitpunkt halten? Gibt es allenfalls Retardformen, die zu einer anderen Tageszeit eingenommen werden können?
Ist der Bewohner mit dem Aufwand einverstanden (z.B. inhalieren)?
Ist der Aufwand für das Pflegepersonal machbar (z.B. 30 Minuten vor dem Essen)?
Gibt es alternative Dosierungsintervalle wie Wochendosen (galenische Formen mit kürzerer oder längerer Wirksamkeit)?
Gibt es kombinierte Präparate, damit weniger Tabletten geschluckt werden müssen?
Gibt es tiefere oder höhere Dosierungen statt einer halbierten oder zwei gleichen Tabletten?
Hinweis: Glossar
In der Toolbox ist ein Glossar im PDF-Format mit den wichtigsten galenischen Formen und den wichtigsten Abkürzungen zu finden.